Die Ausbreitung des Wolfes in der Schweiz sorgt regelmässig für Schlagzeilen und beschäftigt seit einigen Jahren die nationale und kantonale Politik. Auch in der Region Degersheim ist die Präsenz von Wolf und Luchs ein Thema. Folgende konkreten Nachweise sind vom st.gallischen Volkswirtschaftsdepartement bestätigt: Am 9. Juni 2022 wurde in der Krinau bei Wattwil Wolfskot gefunden und am 27. Dezember 2022 in Bächli bei Hemberg ein Schaf mutmasslich von einem Wolf gerissen. Auch der Kanton Appenzell Ausserrhoden meldet Nachweise des Wolfes, vor allem in der Region rund um Urnäsch. Zuletzt wurde dort am 6. Juni 2022 ein Reh von einem Wolf gerissen.
Der Kanton Thurgau meldete am 3. Mai 2022 in Oberwangen ein Riss, der auf einen Wolf als Verursacher hinweist. Aufgrund der Meldungen in der jüngeren Vergangenheit aus der Umgebung ist es sehr wahrscheinlich, dass sich im Gebiet der Gemeinde Degersheim sporadisch Wölfe aufhalten. Gemäss Matthias Müller, dem zuständigen Wildhüter, sind die in der Region vereinzelt gesichteten Wölfe alleine unterwegs und ziehen in der Regel weiter. Sie können während einer Nacht Distanzen von bis zu 50 Kilometern zurücklegen. Luchse halten sich vor allem im oberen Neckertal auf, jedoch finden sich auch im unteren Neckertal wie in Brunnadern oder Nassen Nachweise von ihnen. Sie haben grosse Reviere und streifen entsprechend weiträumig umher.
Auch Peter Jörg, Obmann der Jagdgesellschaft Degersheim, bestätigt die Präsenz von Wolf und Luchs in der Region rund um Degersheim. Da genügend Beutetiere vorhanden sind, ist davon auszugehen, dass sich die Grossraubtiere auch künftig hier aufhalten werden. Er vermutet, dass beispielsweise durch die vermehrte Präsenz des Rothirsches in der Region auch der Wolf als sein Fressfeind hier häufiger anzutreffen ist.
Die Anwesenheit dieser Raubtiere hat Auswirkungen auf die Nutztierhaltung in der Region. Deswegen stehen Tina und Andreas Sauter, Schafhalter aus Wolfertswil, der Präsenz des Wolfes ablehnend gegenüber. Während für den Luchs keine Schutzvorkehrungen nötig sind, schützen sie ihre Lämmer mit Alpakas vor Fuchsrissen. Die Alpakas können die Schafe allerdings nicht gegen den Wolf schützen. Andreas Sauter ist froh, dass in unmittelbarer Nähe bis anhin keine Angriffe oder Risse durch einen Wolf vorgefallen sind. Herdenschutzmassnahmen gegen Wolfsangriffe wären für ihn eine grosse Herausforderung. Beispielsweise sorgt die Haltung von Herdenschutzhunden für Konfliktpotential mit den vielen Spaziergängern, Wanderern und Hundehaltern in der Region, weswegen das für ihn zum jetzigen Zeitpunkt kein Thema ist. Sobald Herdenschutzmassnahmen gegen Wolfsangriffe tatsächlich nötig werden sollten, muss er die Situation neu beurteilen.