Obwohl der FC Zürich im Schweizer Frauenfussball das Mass aller Dinge und amtierender Schweizer Meister sowie Cupsieger ist, trägt die Mannschaft die Heimspiele auf der Sportanlage Heerenschürli in Schwamendingen vor lediglich ein paar Hundert Zuschauern aus. Eine Ausnahme bilden Champions-League-Auftritte. So am Mittwochabend, als der grosse FC Bayern München seine Aufwartung machte. Nicht im Heerenschürli, sondern im grossen Letzigrund. Nicht vor 300 Zuschauern, sondern vor 4376.
Champions-League-Achtelfinal war angesagt. Und mittendrin die Wilerin Cinzia Zehnder, die einst mit dem SC Freiburg in der Bundesliga gegen die Münchnerinnen gespielt hat. Im Sommer des vergangenen Jahres ist die Mittelfeldspielerin in die Schweiz zurückgekehrt, um in Zürich ein Medizinstudium zu beginnen. Sie schloss sich, wie schon vor dem Abstecher in den Breisgau, wieder dem Schweizer Serienmeister an.
«Ärgerliche Gegentore»
«Es ist cool, sich mit so einem Gegner wie Bayern messen zu können und im Letzigrund zu spielen», sagte Zehnder nach dem Spiel. Zur grossen Überraschung hat es aber nicht gereicht und die Münchnerinnen setzten sich standesgemäss mit 2:0 durch. «Das geht so in Ordnung. Sie hatten viel mehr Spielanteile und stellten spielerisch eine sackstarke Mannschaft. Trotzdem haben wir uns gut geschlagen und in der zweiten Halbzeit weniger zugelassen», sagte Zehnder. Als «ärgerlich» stufte sie hingegen die Gegentore ein. Beim 0:1 liess Goalie Elvira Herzog einen harmlosen Abschluss aus 25 Metern von Sara Däbritz durch die Hände ins eigene Tor gleiten. Beim 0:2 hatte Dominika Skorvankova im Strafraum zu viel Platz und traf problemlos und flach ins kurze Eck. «Dieser Treffer geht auf meine Kappe. Da ist mir die Gegenspielerin im Rücken entwicht», sagte Zehnder selbstkritisch. Und weiter: «Es hätte ein kleines Wunder für einen Sieg gebraucht. Wir wollen sie im Rückspiel aber nochmals ärgern.» Die Partie findet am 31. Oktober in München statt.
Gegen Holland wohl nicht dabei
Die Spiele gegen die Bayern sind für Zehnder nicht nur wegen ihrer Vergangenheit in der deutschen Bundesliga speziell. Sondern auch, weil ihre internationalen Einsätze in der Nationalmannschaft aus beruflichen Gründen weniger geworden sind. Zuletzt gehörte sie bei den beiden Barrage-Spielen für die Weltmeisterschaft gegen Belgien nicht zum Team, da sie an der Uni Kurse mit Anwesenheitspflicht zu besuchen hatte. Auch die beiden alles entscheidenden Partien im November gegen Holland wird die 21-jährige Wilerin aller Voraussicht nach verpassen, da erneut die Uni im Fokus steht.
In der Meisterschaft läuft es dafür nach Wunsch. Fünf Siege resultierten aus den ersten fünf Meisterschaftsspielen – und dies bei einem Torverhältnis von 18:2. Zudem wurde am vergangenen Wochenende mit einem 3:0-Sieg im Cup gegen Nationalliga-A-Klub Luzern der Einzug in den Viertelfinal sichergestellt. Zehnder erzielte dabei in der Schlussphase per Kopf ihren ersten Pflichtspieltreffer in dieser Saison.