Wie lange waren Sie für die Pfarrstelle Dussnang-Bichelsee im Amt?
Die zwei Kirchgemeinden teilen sich eine Pfarrstelle (Dussnang 45 Prozent und Bichelsee 55 Prozent). Ich war vom 1.Oktober 2006 bis 31. März 2015 im Amt; vom 1. April 2015 an war ich als Verweser (bis 31.August 2018) mit einem 80% Pensum in beiden Kirchgemeinden angestellt.

Vor drei Jahren erreichten Sie das Pensionsalter. Woher die Motivation, länger zu arbeiten?
Ich habe immer sehr an meinem Beruf, oder war es Berufung, gehangen und war stets mit meiner Frau und meinen Gemeinden verheiratet. Wahrscheinlich konnte ich mich also von meiner «Geliebten» noch nicht trennen, war nun aber auch alles andere als ausgepowert. Ich war noch nicht parat, meinen Beruf an den Nagel zu hängen.

Was waren die grössten Freuden in den vergangenen Jahren?
Wenn Menschen getröstet aus meinen Gottesdiensten und Abdankungsgottesdiensten gingen und mir das auch mitgeteilt haben. Und wenn ich eine tiefe Dankbarkeit über einen Besuch im Spital, bei einem Schwerkranken oder Sterbenden verspürt habe. Über jede Kinderzeichnung, die mir immer mal wieder ein Sonntagschulkind überreichte, habe ich mich mehr als gefreut. Wenn es den Konfirmanden auf unseren Reisen nach München und den erwachsenen Reiselustigen auf unseren jährlichen Kulturreisen «mega» gefallen hat, hat mich das in dem zum Teil schwierigen Pfarrdienst mehr als gefreut.

Gibt es absolute Höhepunkte in dieser Amtszeit?
Im Juni 2009 das 50-Jahr Jubiläum der Kirche Bichelsee und im April 2015 die «Wiedereinweihung» der Kirche Dussnang.

Beschreiben Sie in einem Satz die Kirchenbehörde.
Ich müsste beide Kirchenbehörden beschreiben: Zur Behörde von Dussnang hatte ich immer ein grosses Vertrauen, welches von Ehrlichkeit geprägt war.
Dieses Gefühl hatte ich bei der Behörde von Bichelsee nicht.

Warum nicht?
Negative Erfahrungen mit der Behörde in Bichelsee, die Anfang 2015 wort- und vertragsbrüchig war.

2016 auch das unrühmliche Kapitel der Bichelseer Ablehnung eines schwulen Pfarrers.
Leider hat sich seit damals nichts verändert; ich bin darüber immer noch traurig. Vor allem weil sich Menschen ins Zeug gelegt haben, die mit der Landeskirche wenig zu tun haben. Es ging da soweit, bis da Leute in der Kirchgemeindeversammlung sprechen durften, die keine Gemeindeglieder waren. In der Tat wollte ich so lange bleiben, bis mein Nachfolger oder Nachfolger gefunden war. Ich bin mal arrogant und behaupte, dass die beiden Kirchgemeinden keine bessere Vertretung gefunden hätten, als mich.

Ein Satz zur Kirchgemeinde?
Die Kirchgemeinde Dussnang ist theologisch eher «liberal», die KG Bichelsee eher «evangelikal», was ich nun aber nicht werten möchte, denn beide Kirchgemeinden waren mir gleich lieb und interessant.

Was werden Sie am Meisten vermissen?
Den Kontakt zu den Gemeindegliedern.

Wie hat Sie ihre Frau Brigitte in all den Jahren unterstützt?
Wir haben wunderschöne Gottesdienste miteinander gefeiert. Meine Frau war immer zuerst Ansprechpartnerin am Telefon und an der Haustüre. Bei Gemeindeanlässen hat sie immer mitgeholfen. Sie hat mir vielmals den Rücken freigehalten und hat mich auch mental unterstützt. Sie hat Menschen empfangen und bewirtet.

Sie bleiben der Kirchgemeinde als Synodenvertreter erhalten. Wo und in welcher Funktion oder Tätigkeit wird man Sie auch sonst noch antreffen?
Man wird mich als Gemeindeglied antreffen, und gerne übernehme ich auch mal Ferienvertretungen und Gottesdienste.

Mehr Freizeit. Wie nutzen Sie diese?
Wir haben ein Enkelkind, um das ich mich noch mehr kümmern möchte. Bei meinem Schwiegersohn, der einen grossen landwirtschaftlichen Betrieb unterhält, werde ich mich engagieren. Ich möchte auch an der Uni Zürich weiterhin Theologie und Philosophie betreiben. Und habe noch viele andere Hobbies wie Lesen, Wandern, Kulturreisen, Singen, Fahrrad fahren...

Was wünschen Sie ihrer Nachfolgerin, Frau Isabel Stuhlmann?
Dass sie sich in den beiden Kirchgemeinden getragen weiss.

Was wünschen Sie den Evangelischen Kirchgemeinden Dussnang und Bichelsee?
Den beiden Kirchgemeinden wünsche ich eine Pfarrerin, die zuhören kann, die die Not der Gemeindeglieder wahrnimmt und Behördenmitgliedern kritisch gegenübersteht.

Isabel Stuhlmann aus Elgg wird im September ihren Einsetzungsgottesdienst vollziehen.